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Exklusives Interview mit Alina Kossan

26.03.2021

Erfahre im exklusiven Interview mit COUTURISTA, wie sich Alina Kossan ihren Weg als Influencerin und Content-Creator erarbeitet hat und erhalte wichtige Insider-Tipps einer echten Power-Frau!

Erfahre im exklusiven Interview mit COUTURISTA, wie sich Alina Kossan ihren Weg als Influencerin und Content-Creator erarbeitet hat und erhalte wichtige Insider-Tipps einer echten Power-Frau!

Geschrieben von Sophia Hess

Interview mit Alina Kossan

„Consistency is key - das ist wahrscheinlich das wichtigste Erfolgskriterium. Es gibt Momente, in denen man daran zweifelt, was man tut. Vor allem im Social-Media Bereich, wenn man sich denkt: „Ey, ich könnte jetzt gerade meine Zeit einfach genießen und mir nicht einen abrackern und versuchen, ein Bild bei 40 Grad zu machen“. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es lohnt sich auf jeden Fall dran zu bleiben.“

Alina Kossan hat sich vor etwa drei Jahren bei Instagram angemeldet, um ihrem Umfeld in der Heimatstadt zu zeigen, dass vegane Ernährung nicht nur Salat und Beilagen bedeutet. Aus ihrem Lifestyle-Account wurde ein erfolgreicher Mode-Account, welcher heute zu den progressivsten Berlins gehört. Neben ihrer Influencer-Karriere studiert Alina BWL und ist bei Isla als Social-Media-Managerin tätig. Sie wirke bereits in zahlreichen Projekten etwa für Nike, Onygo und Dr. Martens mit und hat darüber hinaus erste Styling-Jobs absolviert. Alina ist eine echte Power-Frau, die dennoch gelassen in die Zukunft blickt. Vielleicht ist genau diese Kombination aus harter professioneller Arbeit und ihrer authentisch bodenständigen Art ihr Erfolgsgeheimnis. An erster Stelle steht jedoch ihre Leidenschaft für Mode, die sie schon seit Kindheitstagen von ihrer Mutter mitbekommen hat. Der Modestil der gebürtigen Moskauerin ist ein Mix aus Streetstyle, Berliner Technoszene und 2000er-Nostalgie. Im Interview für COUTURISTA erzählte mir Alina, wie sie ihre Jobs mit dem Studium vereinbart, welche Chancen und Risiken Instagram birgt und was es wirklich heißt, eine Influencer-Karriere zu verfolgen.

Woher kommt deine Leidenschaft für Mode?

Ich habe schon mal darüber nachgedacht und ich glaube, es hat tatsächlich mit meiner Mama angefangen. Sie war schon als ich geboren wurde mit vielen Designer*innen aus Russland befreundet - ich bin ja in Moskau geboren. Meine Mama hat aus Spaß immer wieder mit ihren Freund*innen Sachen für mich entworfen. Sie fand es super toll, mich in pinken Tüll usw. einzukleiden. Und manchmal, wenn sie mit mir rumgelaufen ist, haben Tourist*innen Fotos mit mir gemacht, weil mich meine Mama so süß angezogen hat (lacht). Da hat alles angefangen. Meine Mama hatte immer schon Interesse und Spaß an Mode.

Hat sie auch beruflich etwas mit Mode gemacht?

Nee, gar nicht. Ich glaube, meiner Mama war Mode schon immer wichtig.

Wann und warum hast du mit Instagram angefangen?

Das ist eigentlich eine super witzige Geschichte. Ich habe mehr oder weniger nach der Schule mit Instagram angefangen. Das hatte einen ganz bestimmten Grund - ich war damals schon vegan - habe mich also vegan ernährt. Meine ganzen Leute aus der Schule haben das nicht so richtig verstanden. Sie haben mich nicht gemobbt oder so, aber sie haben das eben nicht verstanden und waren so: „ach du isst immer nur Salat und das ist doch super boring“! Irgendwann hat mich das mega genervt und dann habe ich mir gedacht: „nee, ganz ehrlich, ich esse so viel geilen Scheiß und keiner bekommt das mit - Ich werde das jetzt dokumentieren!“ und habe angefangen, das einfach mal auf Instagram zu zeigen. Das war tatsächlich der Antrieb für Instagram.

Wie ist es dazu gekommen, dass du Veganerin geworden bist, gerade in einer Zeit, in der das noch sehr wenige Leute gemacht haben?

Ich bin Vegetarier seitdem ich 12 oder 13 bin. Das ist ne super lustige Story eigentlich. Ich war auf bravo.de unterwegs - was man eben gemacht hat in dem Alter. Und da war zufällig ein Artikel über Tierhaltung und ein Video (was auch zensiert war), wo man schon gewarnt wurde, aber ich habe es mir natürlich angeguckt - und das hat mir gereicht. Ich habe danach tatsächlich kein Fleisch mehr gegessen. Meine Eltern fanden das damals nicht so witzig. Ich habe es ihnen auch gezeigt, warum ich das nicht mehr mache, woraufhin sie sich irgendwann damit abgefunden haben. Dann kam das eine zum anderen und ich habe mich immer mehr damit auseinandergesetzt und angefangen, mehr und mehr tierische Produkte wegzulassen.

Wie kam es dazu, dass aus deinem ‚veganen Lifestyle Account’ ein ‚Mode Account’ geworden ist?

Da gab es eigentlich keinen richtigen Übergang. Ich habe mal ein Selfie oder ein Spiegelselfie gepostet, worauf Leute immer mal geantwortet haben: „hey cooles Outfit“, und dann hat sich das in diese Richtung entwickelt.

Welchen Einfluss hat Instagram auf dein privates und berufliches Leben?

Mein Freund macht alle Fotos und er ist auf jeden Fall ein ganz großer Bestandteil, ohne dem das alles nicht möglich wäre. Er nimmt sich ziemlich viel Zeit dafür und supported mich da voll. Wir sind da ziemlich blessed. Er hat ein Auto, was auch hilfreich ist. Wenn man mal nur ein Foto machen will und nur dafür rausgeht, dann ist ein Auto schon echt nice. Auf jeden Fall haben wir das zusammen für uns entdeckt und er hat sich diese Skills auch antrainiert, alles so hinzubekommen, wie ich es mag.

Hast du deinem Freund auch genaue Anweisungen gegeben?

Ja schon, wobei ich schon sagen muss, dass er von Anfang ein Auge dafür hatte. Er hat das Fotografieren selbstständig gelernt und sich selbst angeeignet.

Zu den beruflichen Auswirkungen: Ja, Instagram hat mir auf jeden Fall viele Türen geöffnet. Das hat mich auch zu meinem Job (bei Isla) gebracht, den ich jetzt hauptsächlich ausführe – Social-Media-Management kommt obviously dadurch. Und ohne die Experience, sag ich mal, die ich mir selber eingeholt habe, wäre das nicht drin gewesen. Aber auch super viele Modelanfragen waren dabei. Ich habe auch schon zwei/drei Jobs in Richtung Styling gemacht, was tatsächlich auch durch Instagram kam.

Kommen deine Outfits, die du shootest, meistens von Kooperationen oder kaufst du sie dir selbst?

Es ist auf jeden Fall super gemischt mittlerweile. Ich bin in der glücklichen Position, dass ich sehr viel zugeschickt bekomme, was natürlich super toll ist. Vor allem bei Brands, die man vorher schon gekauft hat, ist das natürlich eine tolle Sache.

Schreiben dich Brands oder Unternehmen immer an oder ergreifst du auch ab und zu die Initiative?

Das mache ich eigentlich kaum, außer wenn ich wirklich weiß, dass etwas ansteht oder wenn mir jemand sagt: „melde dich mal bei denen, die wollten dir eh schreiben“. Aber es ist größtenteils so, dass die Leute auf mich zukommen. Weil natürlich auch super viel hinter dem Prozess steht, wer z.B. für einen Job ausgewählt wird und wie alles abläuft. Das erste Mal, als ich mit jemanden zusammengearbeitet habe, war Nike. Das war super cool für mich, weil ich vorher bei Nike gearbeitet habe im Einzelhandel. Deswegen war das für mich so „wow ein Traum“. Mittlerweile bin ich auch in der Position, dass ich jemanden habe, der mir ein bisschen mit meinem Management hilft.

Ab wann, also ab wie vielen Follower*innen, haben dir Brands Kooperationen angeboten?

Puh, so ab 6.000 vielleicht. Ja genau, das war so meine erste Kampagne.

Wie viel Zeit investierst du ungefähr in der Woche für deinen Instagram-Account und für deinen Social-Media-Job bei Isla?

Man kann ja gucken, wie viel man auf Social Media aktiv ist und ich versuche die Zeit für meinen persönlichen Account auf jeden Fall ziemlich low zu halten - wenn es geht, unter anderthalb Stunden am Tag. In der Woche komme ich bestimmt auf 10 Stunden - vielleicht auch mehr mit Bearbeitung. Es ist schwierig einzuschätzen, aber so 10/15 Stunden könnten schon hinkommen.

Für Isla arbeite ich ein Mal die Woche im Office. Und die restlichen Tage mache ich jeden Tag ein/zwei Stunden Homeoffice. Also 20 Stunden vielleicht.

Dann kommen für deinen persönlichen Instagram-Account und für deinen Nebenjob bei Isla allein schon 35 Stunden zusammen. Zusammen mit deinem Studium bedeutet das eigentlich Arbeit nonstop, oder?

Im Prinzip ja. Ich habe ja erst das erste Semester absolviert und das war auf jeden Fall heavy. Das war noch mehr Belastung als ich es mir ausgemalt hatte. Du kannst so einen Creative Job nicht vergleichen mit einem Kellner -Job oder Einzelhandel-Job, weil du natürlich viel mehr mit dem Kopf arbeitest. Und es ist nicht so, dass du danach einfach von der Arbeit weg bist, sondern du bist immer surrounded. Vor allem, wenn du Homeoffice machst. Dann kommt die Content Creation noch on top und wenn ich für einen Job gebucht werde, mach ich das meistens am Wochenende.

Wie bekommst du deine Social-Media Jobs zeitlich mit deinem Studium unter einem Hut?

Ich versuche, meinen Stundenplan an drei Tagen in der Woche unterzukriegen und belege auch nicht alle Kurse, die ich belegen könnte für das Semester. Ich belege weniger, weil ich ja noch Sachen nebenbei mache. Ich werde auf jeden Fall länger studieren und das ist mir auch bewusst und ich nehme das auch in Kauf. Das finde ich auch nicht schlimm.

Willst du auch später etwas in dieser Richtung machen? Oder bist du da noch total offen?

Also, so wie es im Moment läuft, finde ich es cool und ich könnte mir auch vorstellen, so weiter zu machen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, meine BWL-Kenntnisse mit der Experience aus dem Creative Bereich zu verbinden.

Welche Tipps hast du für Leute, die Influencer*innen werden wollen?

Auf jeden Fall consistency is key, das ist wahrscheinlich das Wichtigste. Es gibt Momente, wo man daran zweifelt, was man tut. Vor allem im Social-Media Bereich, wenn man sich denkt: „Ey, ich könnte jetzt gerade meine Zeit einfach genießen und mir nicht einen abrackern und versuchen, ein Bild bei 40 Grad zu machen“. Aber ich sag mal aus meiner Erfahrung heraus, es lohnt sich auf jeden Fall dran zu bleiben. Und es hilft, wenn man sich das ein bisschen einplant. Einfach in der Woche mal zu gucken, wann man ein bisschen Zeit hat, um sich darum zu kümmern. Ich glaube, das hilft auf jeden Fall viel.

Ansonsten sollte man vielleicht auch versuchen, dass das, was man macht, auch möglichst natural zu einem selber ist. Also nicht zu versuchen, jemand anderes zu sein; zum Beispiel jemanden zu kopieren oder so. Ich poste z.B. super wenig Stories, einfach weil es sich nicht so natural für mich anfühlt. Deswegen erzwinge ich es nicht. Ich glaube, dass es einen auf lange Sicht am Weitesten bringt, wenn Leute merken, dass man wirklich so ist, wie man sich zeigt.

Was ist deine Motivation für deine kreative Arbeit? Also, was ist dein Antrieb, bei 40 Grad Fotos zu machen, während andere die Sonne genießen?

Was mich auf jeden Fall super happy macht, ist wenn Leute zu mir kommen und sagen: „Ey du hast mich voll inspiriert“ oder „ich habe das so gemacht, weil du das so gemacht hast“. Das ist natürlich die höchste Form des Lobes - das hört man natürlich super gerne. Tatsächlich ist Fashion für mich schon immer super natural gewesen. Auch in der Schule habe ich mir schon viele Gedanken darüber gemacht. Dann denke ich mir einfach, wieso sollte ich es nicht teilen? Ich werde es so oder so machen, ob ich es auf Insta teile oder nicht.

Welche Rolle spielt Berlin für deinen Modestil? 

Das ist eine witzige Frage, weil es mir selber aufgefallen ist, dass ich mir nach dem Umzug super viel Inspiration aus der Technoszene geholt habe, obwohl ich selber gar kein Techno höre. Ich finde Techno einfach nicht so geil, sorry an alle! Ich kann Techno mal ein bisschen hören, aber das ist nicht so mein Ding. Aber trotzdem ist mir aufgefallen, dass mich das super geinfluenced hat, weil das den Modestil von Leuten um mich herum definiert hat. Das färbt natürlich auch auf einen ab.

Wann bist du nach Berlin gekommen?

Vor drei Jahren.

Hast du aufgrund deines Geschlechts schon mal Schwierigkeiten in der Fashion Branche gehabt?

Ich habe, vor allem als ich nach Berlin gezogen bin, ziemlich viel mit Fotografen geshootet. Also nicht jobmäßig, sondern nur just for fun. Und ich muss ehrlich sagen, dass mir schlechte Erfahrungen erspart geblieben sind. Aber vielen anderen Mädels halt nicht. Und ich glaube, da muss man wirklich careful sein, wer einen da über Insta-DM schreibt, ob man Lust hat zu Shooten. Aber da bin ich wirklich krass vorsichtig.

Welche konkreten Tipps hast du für Mädels, die das vielleicht nicht so kennen? Also was heißt ‚careful sein’; auf welche Sachen sollte man achten?

Auf jeden Fall schauen, dass der Fotograf nicht anfängt, aggressiv zu flirten. Das ist immer das erste Warnzeichen würde ich sagen. Da würde ich Abstand von nehmen. Auch, wenn explizit nach einem Underwear-Shoot gefragt wird, würde ich schauen, ob es wirklich das ist, was ich machen will und mich nicht reinpressuren lassen. Es sollte auch immer ok sein, eine Freundin oder einen Freund mitzubringen. Und wenn Fotografen das nicht wollen, dann würde ich das auf gar keinen Fall machen. Man sollte auch gucken, dass es ein safer Ort ist. Vielleicht nicht gerade nachts in der Wohnung, sondern tagsüber draußen shooten - dann ist man eigentlich ziemlich safe. Wenn ein Fotograf zu sowas nein sagt, dann wäre ich wirklich vorsichtig.

Was gibt es sonst für negative Seiten innerhalb der Instagram-Welt?

Das, was wahrscheinlich jeder kennt: sich mit Anderen zu vergleichen. Sich zu denken „Hey, wieso ist sie da und ich nicht und wieso passiert ihr das, wieso hat sie dieses Piece und ich nicht“. Neid auf jeden Fall! Ich glaube, das ist das größte Thema und es ist wirklich nicht gut für die eigene Gesundheit. Vor allem, wenn man gerade nicht so gut drauf ist, dann kann das einen krass runterziehen.

Hast du das Gefühl, dass andere Leute Instagram oberflächlich werten oder gar nicht sehen, was da für Arbeit dahintersteckt?

Ich muss sagen, dass sich das in meinen Augen schon gebessert hat. Man merkt schon, dass unsere Elterngeneration zwar nicht im Detail weiß, was da abgeht, aber dass sie schon ein grobes Verständnis dafür entwickelt haben - was schon echt viel wert ist. Die Meisten sind ja super offen dafür und lassen es sich gerne erklären, was man da so macht und was für Arbeit da reinfließt. Ich hatte einen Termin bei meinem Steuerberater und er hat schon erstmal geguckt und war so: „wow, voll cool, was du alles unter einem Hut kriegst“. Ich fand es cool, dass mich mein Steuerberater dafür lobt (lacht). 


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