Curvy & Proud: Diese Influencerinnen und Models musst du kennen!
16.05.2021
Couturista zelebriert Body Positivity! Erfahre mehr über die Bewegung und lerne die inspirierendsten Vertreterinnen kennen.
Illustration: Lizzy Pikaar | Instagram | Website Text: Raha Tawkal und Sophia Hess
Curvy & Proud: Schönheit passt nicht nur in eine Size-Zero
Schön ist: Groß, schlank und blond... Oder doch eher dunkelhäutig, kurvig und brünette? Schönheitsideale ändern sich stetig und sind unter anderem auch von Ort und Kultur abhängig. So gelten auf dem ostafrikanischen Inselstaat Mauritius kurvige Frauen schon längst als schöne und erstrebenswerte Ideale. In Japan hingegen gilt auch heute noch: je schlanker, desto schöner. Und so sah das lange Zeit auch in westlichen Gesellschaften aus. Westliche Schönheitsideale waren jeher große, schlanke, meist weiße und blonde Frauen. Wer keinen Umfang von 90-60-90 hatte, oder nicht in Größe XS passte, galt in den Augen vieler Menschen als makelhaft und schlichtweg nicht schön. So war es vor einigen Jahren noch unvorstellbar, dass eine Frau, welche nicht dieser Vorstellung eines perfekten Körpers entsprach, große Marken auf dem Runway präsentiert.
Die Bezeichnung "Plus-Size" ist problembehaftet
Doch glücklicherweise ändern sich mit der Zeit auch Schönheitsideale. Langsam sind auch sogenannte Plus-Size-Models im westlichen Kontext immer häufiger in Werbekampagnen und auf Laufstegen zu sehen. Die Bezeichnung “Plus-Size”, zu Deutsch also Übergröße, ist jedoch problembehaftet, da damit die Konfektionsgröße 42 gemeint ist. Im Durchschnitt trägt die deutsche Frau jedoch Größe 42/44. In den Vereinigten Staaten gilt ein Model bereits ab Konfektionsgröße 4, das entspricht einer europäischen 34, als Plus-Size. Heißt das also, dass alle Frauen über 34/36 übergewichtig sind? Natürlich nicht!
Tatsächlich sprechen sich viele Models, die dieser Kategorie zugeschrieben werden, gegen diese Bezeichnung aus, da sie “Plus-Size” als diskriminierend empfinden. Nicht unbedingt, weil die Bezeichnung beleidigend ist, sondern weil sie sich dadurch marginalisiert fühlen. Oftmals handelt es sich nämlich nicht um eine Übergröße, sondern um eine Durchschnittsgröße. Zudem führt die Unterscheidung zwischen “normalen Models” und “Plus-Size Models” zu einer Segregation zweier Berufe, die eigentlich identisch sind.
#DropThePlus
Das australische Model Stefania Ferrario wollte sich die Marginalisierung Ihres Model-Labels nicht länger gefallen lassen und startete aufgrund dessen im Jahre 2015 die Kampagne #DropThePlus auf Sozialen Netzwerken. Die Bewegung zielt darauf ab, Konfektionsgröße als Deskriptor für Modelle und Kleidung auszulöschen. Diese Aufgabe erfordert das Aufweichen der als erstrebenswert geltenden Ideale eines schlanken Frauenkörpers, die in der Modeindustrie so weit verbreitet sind. Gleichzeitig kann man dem Label “Plus-Size” verdanken, dass sich mit ihm eine Bewegung entwickelt hat, die in der Branche schon längst überfällig gewesen ist: Das Repräsentieren von Frauen mit mehr Rundungen. Viele solcher Models sind heute erfolgreich und können für große Namen werben und laufen. Und das ist auch gut so, denn Mode sollte für alle sein, nicht ausschließlich für Frauen mit Size-Zero. Der nächste große Schritt ist also nicht nur das Repräsentieren von Diversität aller Frauen, sondern auch das Normalisieren. Um einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, wird im Folgenden anstatt Plus-Size “kurvig” verwendet.
Kim Kardashian West und Kylie Jenner als Vorbilder?
Unter dem Wort kurvig stellen sich viele Leser*innen wahrscheinlich einen gewissen Körpertypus vor: Große Oberweite, schmale Taille, breite Hüften und natürlich einen großen, runden Hintern. Dabei erscheint einem vielleicht auch ein bestimmter Name vor Augen: Kim Kardashian West. Der Reality-Star und seine Schwestern haben durch ihren immensen Einfluss in der Popkultur wohl einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet; nämlich, dass Kurven immer mehr als schön angesehen werden. In den 90ern war der Heroin-Chic-Look von Kate Moss en vogue. Im nachfolgendem Jahrzehnt - vor dem Durchbruch der Kardashians - gaben die It-Girls der 2000er wie Paris Hilton und Nicole Richie das gängige Schönheitsideal vor. Beide Frauen waren sehr schlank, was von vielen als schön empfunden wurde. Doch heute wollen die meisten jungen Leute wohl nicht mehr aussehen wie Paris, Nicole oder Kate, sondern vielmehr wie Kim und Kylie. “Du hast aber einen großen Hintern”, wird in vielen Kreisen nicht mehr als Beleidigung, sondern eher als Kompliment wahrgenommen.
Doch inwiefern tragen die Kardashians zur Entwicklung eines neuen Schönheitsideals bei? Ein wichtiger Indikator für enorme Reichweite sind Soziale Medien. Heute orientieren sich junge Menschen nicht mehr in erster Linie an Schauspieler*innen oder Supermodels, sondern auch an Influencer*innen und Instagram-Models. Und auf dem Thron dieser Kategorien stehen eben die Kardashians und Jenners. Mit ihren jeweils über 170 Mio. Follower*innen erreichen vor allem Kim und Kylie unglaublich viele junge Menschen.
Jeder Körper ist schön, so wie er ist
Die Körperproportionen von Kim und Kylie werden jedoch nicht nur mit “kurvig” assoziiert, sondern auch mit Schönheitsoperationen. Neben den besten Personal-Trainern, angestellten Köch*innen und den finanziellen Mittel für sonstige Beauty- und Lifestyle-Produkte lassen die Reality-Stars ihre Körper bekanntlich auch mit Hilfe von plastischer Chirurgie „optimieren“. Damit erhalten viele junge Menschen ein unauthentisches Ideal eines Körpers, welches nur schwer zu erreichen ist. Kurvig kann nämlich über die Kardashians hinausgehen. Sie haben zwar dazu beigetragen, dass diverse Körpertypen immer mehr zelebriert werden, sind aber längst nicht die ersten und einzigen Frauen, die zu ihren Kurven stehen. Frauen mit Kurven müssen keinen flachen Bauch und große Brüste haben, um schön zu sein. Egal ob groß oder klein, schwarz oder weiß - alle gemeinsam haben sie, dass sie schön sind, so wie sie sind - worauf sie stolz sein sollten. Genau darum geht es in der Body-Positivity-Bewegung: Sie setzt es sich zum Ziel, gesellschaftliche Schönheitsideale aufzuweichen und jeden individuellen Körper so zu feiern, wie er ist. Im Folgenden stellen wir euch einige Vertreterinnen dieser Bewegung vor, die nicht nur mit einer wunderschönen Silhouette, sondern auch mit einem Sinn für Mode auf sich aufmerksam machen.
Curvy & Proud: Diese Influencerinnen und Models musst du kennen
Einige kennen sie wahrscheinlich noch als den sympathischen, zierlichen Publikumsliebling der vierten Staffel von Germany’s Next Topmodel. Als sechstplatzierte musste sie das Format verlassen, wurde jedoch trotzdem bei OneEins Fab, der Modelagentur von Heidis Vater Günther Klum, unter Vertrag genommen. Als Sarina anfing, sich körperlich zu verändern, wurde ihr Vertrag mit der Begründung, sie sei zu dick, gekündigt. Darauffolgend änderte sich nicht nur ihr Körper, sondern auch ihre Einstellung. Sie kam zu dem Entschluss, nicht mehr länger hungern zu wollen, um in der Industrie anerkannt zu werden. Heute ist sie eines der international erfolgreichsten deutschen Curvy-Models. Für die Sports Illustrated wurde sie bereits abgelichtet und auch der Kardashian-Clan ist auf sie aufmerksam geworden. 2018 war sie eines der Gesichter der Valentinstagkampagne von “Good American”, dem Jeanslabel von Khloe Khardashians, welches den Fokus insbesondere auf kurvige Frauen setzt.
Sarina Nowak mag es, ihren Körper zu betonen und sie hat auch allen Grund dazu. Enge Kleider, Röcke oder Croptops sind Essentials in ihrem Kleiderschrank. Vor allem für Bodycon-Dresses scheint sie eine gewisse Vorliebe zu haben. Doch auch urbane Outfits gehören zu ihrem Repertoire. In ihrem Instagram-Feed zeigt sich die Schönheit auch in coolen Streetstyle-Outfits, in denen sie Hoodies, Sneaker und Oversized Jacken trägt. Für den deutschen Retailer “About You” hat sie 2019 zudem eine eigene Kollektion entworfen, in der sie nicht nur feminine Sommer-Looks anbietet, sondern unter anderem auch lässige Jogginganzüge.
Die schwedisch/südafrikanische Content-Creatorin bezeichnet sich selbst als “body confidence artist”. Emma Haggstrom fühlt sich wohl in ihrem Körper und das spiegelt sich auch in ihren Bildern wieder. Gerne zeigt sie sich wenig bekleidet und präsentiert ihre tollen Rundungen. Ihr Style besteht vorrangig aus sommerlicher Strandkleidung, wie z.B. gehäkelten Zweiteilern und zahlreichen Bikinis. Jedoch mag es die Content-Creatorin ab und zu auch etwas lässiger. In ihrem Feed kann man viele Outfits mit Streetwear-Einfluss entdecken, weite Cargo Hosen, Croptops, Sneaker oder Bucket-Hats. Ein weiteres Merkmal ihres Stils ist sehr sportliche Kleidung, unter anderem Tracksuits, Radlerhosen, Windbreaker und Gym-Leggings. Emma Haggstrom trägt ausschließlich goldenen Schmuck, was perfekt zu ihrem tropischen Feed und ihrem neutralen, warmen Farbgeschmack passt.
Die britische Schönheit mit Lockenmähne, welche bei der Agentur IMG unter Vertrag steht, ist nicht nur ein erfolgreiches Model, sondern auch Aktivistin für Body Positivity und Mental Health. Sie hilft Menschen - in erster Linie jungen Frauen – sich selbst lieben zu lernen mit sich zufrieden zu sein. Vor einigen Jahren hat Saffi Karina dieses Ziel erreichen können und teilt nun ihre Erfahrungen und ihren Weg dorthin in Sozialen Medien, um andere Personen zu inspirieren. Ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben ist außerdem die Mode. Ein Modedesignstudium in London hat Saffi bereits abgeschlossen, sich letztlich doch fürs Modeln entschieden.
Ihr Style ist sehr sportlich, da auch Fitness zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Damit beweist sie, dass man nicht unbedingt schlank sein muss, um sportlich zu sein. Sie liebt passende Trainingssets, Gym-Leggings, und Sneaker. Aber nicht nur bei sportlicher Kleidung präferiert sie Matching-Sets. Auch zum Ausgehen trägt sie gerne Zweiteiler in allen Formen und Farben. Ob Rock und Croptop oder Blazer und Hose, bei Saffi findet man immer Outfits, bei denen die Teile wunderbar miteinander harmonieren.
La’Tecia Thomas hat nicht nur einen besonders schönen Namen, sondern auch einen besonders schönen Stil. Während die Influencerin auf Instagram Bilder veröffentlicht, die sie häufig vor bezaubernden Kulissen zeigen, beschäftigt sie sich auf ihrem Youtube-Kanal unter anderem mit der Body-Positivity-Bewegung. So spricht sie in einem ihrer Videos offen über ihre Cellulite, Krampfadern und Dehnungsstreifen, um ihren Zuschauer*innen zu vermitteln, dass diese Merkmale normal sind und sich niemand dafür schämen muss. In einem weiteren Video kritisiert sie die Diätindustrie und den immensen Profit, den die Branche durch die Komplexe einzelner Menschen erzielt.
Sie beschäftigt sich aber auch mit seichteren Themen wie Make-Up und Mode. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Influencerinnen hat ihre Garderobe einen sehr verspielten und romantischen Einfluss. Oft trägt sie lange und weich fallende Sommerkleider, die ihrer großen Gestalt schmeicheln. Zudem liebt sie süße Prints, wie Blümchen, Polkadots oder Tie-Die. Ihre Farbwahl fällt häufig auf neutrale Farben wie Beige oder Weiß, aber auch an Pastelltönen erfreut sie sich.
Die Youtuberin Dani beweist, dass man auch mit einer kleinen Oberweite tolle Rundungen haben kann. Als Botschafterin für Fashion Nova, einer Marke, die schon früh erkannte, dass Curvy schön ist, wirbt sie auf ihrem Instagram Profil immer wieder für dessen Kleidung. Dabei sucht sie sich meist enge, figurbetonte Kleider, Bodies und Tops in allen erdenklichen Farben und Prints aus. Animal-Print, Zeitungsmuster oder bunte Schmetterlinge: Dani hat wohl von allem etwas. Zudem liebt sie Designertaschen von Louis Vuitton, Off-White oder Fendi. Neben Fashion Nova wirbt sie ebenfalls für Rihannas Dessousmarke Savage x Fenty, welches sich sehr stark für Body Positivity einsetzt. Demnach finden wir auf ihrer Seite viele Dessous und Bikinis, die ihren Körper perfekt zur Geltung bringen.
Zu guter Letzt stellen wir euch Jess Rose Craig vor. Die Mikro-Influencerin repräsentiert ziemlich genau den COUTURISTA-Look, den wir so lieben: Mal verspielt, mal sexy, mal urban, mal high fashion, oft gewagt, aber immer modisch. Ihr Style wird stark von den 2000ern geprägt. Sie trägt oft gewagte Outfits, die aber immer harmonisch kombiniert sind. Außerdem liebt sie Kopfbedeckungen und -accessoires, also Baskenmützen, Caps, Haarreifen, Bandanas und vieles mehr. T-Shirts oder Croptops mit Grafiken und Schriftzügen kombiniert die Influencerin mit Shorts, Miniröcken oder weiten Hosen. Auch Jess hat einen Taschentick und scheint von kleinen Vintage-Baguette-Taschen besonders angetan zu sein. Scrollt man durch ihren Feed, erkennt man schnell: Jess ist selbstbewusst, hat Spaß an Mode und genießt es, sich darüber auszudrücken.
Jeder Körper verdient es, zelebriert zu werden
Wie ihr anhand der Diversität unserer aufgelisteten Influencerinnen sehen könnt, ist curvy nicht immer gleich curvy. Kurven können in verschiedensten Formen erscheinen und zu Frauen mit verschiedensten Stilen gehören. Kurvige Frauen sollten nicht nur weite Kleidung tragen, um “schlanker” auszusehen. Jede Frau sollte das tragen, worin SIE sich wohl fühlt, obgleich andere meinen, es stehe ihr nicht. Und genau dasselbe gilt für schlanke Frauen. Spätestens in unserer Generation sollte Bodyshaming ein Ende haben, denn jeder Körper verdient es, zelebriert zu werden.
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