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Exklusives Interview mit Sophie Giannoules

17.12.2019

Erfahre im exklusiven Interview für COUTURISTA, wie sich die Fashion-Stylistin Sophie Giannoules ihren Weg in der Modebranche geebnet hat und welche Erfahrungen sie in dem konkurrenzorientierten Berufsumfeld gemacht hat.

Erfahre im exklusiven Interview für COUTURISTA, wie sich die Fashion-Stylistin Sophie Giannoules ihren Weg in der Modebranche geebnet hat und welche Erfahrungen sie in dem konkurrenzorientierten Berufsumfeld gemacht hat.

Geschrieben von Sophia Hess, 16.12.2019

"Ich bin davon überzeugt, dass man auch ans Ziel kommt, wenn man sich selbst treu bleibt und nicht die Krallen ausfährt. Man muss extrem zielstrebig sein und darf nicht aufgeben." Sophie Giannoules

Sophie Giannoules ist eine aufstrebende Fashion-Stylistin, Designerin und Producerin, die den modischen Zeitgeist auf unerwartete Weise auszudrücken weiß. Der Berliner Einfluss ihrer Arbeit ist wohl kaum zu übersehen. Ihre Stylingkreationen sind nicht nur edgy, progressiv und expressiv, sondern ebenso verletzlich, verträumt und sinnlich. Sophie spielt in ihrer Arbeit mit gesellschaftlich konstruierten Geschlechterrollen und schafft es, Sinnlichkeit fernab von binären Gender-Identitäten auszudrücken. Sie hat ein feines Auge für die Gesamtkomposition. Ihre Editorials erzählen eine Geschichte, die im Zusammenspiel von Styling, Forografie, den Models und Settings lebendig werden.

Sophie Giannoules hat bereits mit zahlreichen Kreativen zusammengearbeitet. Neben ihren Editorials im OE Magazin und French Fries Magazine leitete sie das Styling für ihr neustes Editorial „It-SuSe“ im Sicky Magazine. Im Interview für COUTURISTA habe ich mit einer inspirierenden jungen Frau gesprochen, die sich ihren Weg in der Modebranche zielstrebig und entschlossen ebnen musste. Wir sprachen darüber, dass hohe Positionen in der Modebranche weiterhin meist von Männern besetzt werden, wie sie es geschafft hat, in einem höchst konkurrenzorientierten Arbeitsumfeld Selbstbewusstsein für ihr eigenes kreatives Schaffen zu entwickeln und wie wichtig es ist, hinter seinen eigenen Visionen zu stehen.

Woher kommt deine Leidenschaft für Mode?

Das ist schwierig zu sagen, weil ich mich eigentlich schon immer mit Mode beschäftigt habe. Ich habe mich gerne verkleidet, habe von meiner Mama den Kleiderschrank geplündert und ihre Sachen zusammengestellt. Mit 14 oder 15 Jahren habe ich auch schon Nähkurse und später ein Praktikum bei einer Modeschule gemacht. Das Ganze hat sich bei mir schon ziemlich früh herauskristallisiert. Nach dem Abi habe ich meine Mappe gemacht und mich bei einer Modeschule in Reutlingen beworben. Nachdem ich mein Modedesignstudium beendet hatte, habe ich meinen Master in künstlerischen Konzeptionen weitergemacht. Ich würde sagen, es war schon ziemlich schnell klar, was ich machen möchte.

Wann hast du gemerkt, dass dir Styling besser gefällt als Modedesign?

Das ist schwierig zu beantworten. Ich mag es, Dinge selbst herzustellen, habe aber das Gefühl, dass Styling besser zu mir und zu meinem Typ passt. Das Kreieren von Konzepten für ein Editorial, das Zusammenstellen von Outfits und die Auswahl von Models usw. haben für mich nochmal einen ganz anderen Reiz. Man erschafft kleine Geschichten. Im Styling kann ich weiterhin kreativ sein und mich ausleben.

Wie ist es nach dem Studium weitergegangen?

In einem Praxissemester hatte ich die Möglichkeit, als Assistentin bei einer Fashion-Stylistin und Set-Designerin in Hamburg zu arbeiten. Das hat mich extrem weitergebracht, sie war Freelancerin und wurde von einer Agentur vertreten. Bei ihren Jobs habe ich ihr geholfen und alles vorbereitet. Daraufhin bin ich nach Berlin gegangen und habe zwei/drei Monate beim OE Magazine als Social-Media-Managerin gearbeitet. Arne Eberle hat mich dann gefragt, ob ich nicht eine Modestrecke für das Magazin machen will. Das war schon sehr nice.

Was machst du jetzt im Moment?

Jetzt arbeite ich bei einem Online-Shop für Mode, bin sogar fest angestellt. Auch wenn es nicht immer der kreativste Job ist, finde ich es sehr cool mit vielen interessanten Leuten in Kontakt zu kommen. Fotograf*innen, Stylist*innen oder die Models kommen teilweise aus Moskau oder anderen weit entfernten Städten. Da bietet sich viel Fläche, um Kontakte zu knüpfen und auch was Eigenes nebenher zu machen.

Was sind deine Inspirationsquellen?

Es war schon immer so, dass ich ziemlich intuitiv handle. Ich mache viele Dinge aus dem Gefühl heraus. Wenn ich mich für eine Editorial-Strecke vorbereite, dann lasse ich mich auch von kleinen Dingen des Alltags inspirieren oder stöbere in sozialen Netzwerken. Auf Moodboards stelle ich dann alles zusammen, was mich inspiriert. Im Gespräch mit Fotograf*innen ergibt sich auch oft ganz spontan eine eigene Story, die vorher so nicht geplant war. Auch Menschen inspirieren mich natürlich. Das ist ähnlich wie beim Malen - meine Gefühlswelt spielt eine große Rolle. Ich finde, auch beim Styling ist die kreative Arbeit das Spiegelbild von einem selbst. Für mich ist Styling eine Kunstform.

Welchen Einfluss hat oder hatte Berlin auf deine Arbeit und deinen Modestil?

Wenn ich z.B. für Jobs Klamotten bestelle, dann meistens aus Berlin. Alleine meine Modestrecken, die ich bisher gemacht habe, sind von der Berliner Szene geprägt. Es gefällt mir auch total gut. Berlin ist eine Stadt mit einer riesigen Vielfalt an Menschen; auch das Lebensgefühl ist dort ganz besonders. Überall sind Inspirationsquellen. Als ich in Berlin gearbeitet habe, haben die Menschen mich und meinen Modestil stark beeinflusst.

Was sind deine beruflichen Ziele für die Zukunft?

Ich möchte in Zukunft gern in Richtung Selbstständigkeit gehen und versuchen, als selbstständige Stylistin zu arbeiten. Mich reizt es außerdem, andere Länder und Städte zu bereisen und neue, interessante Menschen kennenlernen.

Gibt es im Styling-Bereich viel Konkurrenz?

Ich glaube, die Modebranche ist generell eine der härteren Branchen. Vor allem sind Kontakte mega wichtig. Ich glaube, egal wie gut du bist und egal wie krass du als Stylist*in bist - wenn du die „richtigen“ Leute nicht kennst, die dich supporten und dir weiterhelfen, ist es schwierig. Deswegen schätze ich es immer total, wenn ich Leute aus der Branche kennenlerne, die lieb und hilfsbereit sind und sagen: „Hey komm, ich zeig dir ein paar Designeragenturen, wo du dich mal melden kannst“. Sowas muss man immer wertschätzen, weil es in dieser Branche eine starke Ellbogenmentalität gibt - aber natürlich auch viele nette Leute. Ich bin davon überzeugt, dass man auch ans Ziel kommt, wenn man sich selbst treu bleibt und nicht die Krallen ausfährt. Man muss extrem zielstrebig sein und darf nicht aufgeben. Manche haben das Glück und es läuft schneller und bei anderen läuft es langsamer. Es kommt auch darauf an, ob du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist.

Das ist eine gute Überleitung zu meiner nächsten Frage: Denkst du, dass es speziell für Frauen Nachteile in der Modebranche gibt?

Ich glaube, dass diese Art-Director-Stellen teilweise immer noch oft von Männern besetzt werden. Ich habe eine Freundin, die als Modedesignerin in Antwerpen arbeitet und auch erzählt, dass die Art-Directors bisher immer Männer waren. Natürlich gibt es tolle Frauen unter den Stylist*innen und Fotograf*innen. Ich glaube, es kommt auch darauf an, ob man selbstständig ist und sein*e eigene*r Chef*in sein kann. Ich habe noch nicht genug Erfahrungen, um das beurteilen zu können. Ich glaube, bisher habe ich noch keine Diskriminierung erlebt.

Ich glaube auch, dass man das nicht immer merkt. Wenn es z.B. um eine Stellenentscheidung geht, dann kriegt man oftmals gar nicht mit, wer und warum eine Person letztendlich gewählt wurde

Ich finde es immer noch krass, wie viele Mädels mit mir studiert haben - das waren fast nur Mädels und zwei Jungs - und wie viele Männer dann trotzdem in der Modebranche tätig sind. Ich kann es mir nicht erklären; am Talent kann es nicht liegen. Das fand ich schon immer ein bisschen auffällig. Wenn du dir die Magazine durchschaust und die ganzen Positionen anschaust, sind es oft doch Männer.

Welche Tipps hast du für Personen, die in der Modebranche tätig sein wollen?

Es ist wichtig, dass man sich selbst nicht verstellt, auch nicht für irgendwelche Professor*innen­, die etwas von dir erwarten. Es ist mir im Studium aufgefallen, dass mich Professor*innen vor allem im ersten Semester etwas lenken wollten. Ich habe das am Anfang nicht so gecheckt, aber dann hatte ich keine Lust mehr darauf. Man muss schon den Mut haben und sagen: „Nee, ich mach das jetzt so, wie ich das möchte und ich steh dazu“ - auch wenn Leute fragen, warum man überhaupt etwas mit Mode macht und warum man nicht etwas „gescheites“ macht. Ich glaube, man muss komplett dahinterstehen und das wirklich wollen. Ich bin eigentlich ein ziemlich schüchterner Mensch und ich bin schon zurückhaltend. Bei Professor*innen usw. musste ich viel Selbstbewusstsein entwickeln. Man muss seine Sachen verkaufen können, auch wenn man mal unzufrieden ist mit irgendwas. Ich habe oft geheult, wenn ich mir so viel Mühe gegeben habe und dann das Gefühl hatte, es nicht so rübergebracht zu haben. Auch bei Kritik muss man damit umgehen können - das darf man nicht persönlich nehmen.

Wie hast du es geschafft, dieses Selbstbewusstsein zu entwickeln?

Das hat mit Erfahrung zu tun. Von Leuten positives Feedback zu bekommen ist eine wichtige Sache. Auch wenn du Anfragen für eine Zusammenarbeit bekommst oder andere Leute begeistert sind von deiner Arbeit, dann pusht das extrem. Manchmal muss man sich selber auch mal ins kalte Wasser werfen und Dinge wagen und ausprobieren. Oder auch mal Fotograf*innen selber anschreiben. Erst so kann dein Selbstbewusstsein wachsen. Ganz ehrlich, von nichts kommt nichts.

Man hat nichts zu verlieren sozusagen...

Ja eben, ich habe es immer so gesehen. Ich habe nichts zu verlieren. Es ist vollkommen in Ordnung für mich, wenn ich keine Antwort bekomme. Man muss sich viel trauen und ich glaube, es ist echt selten, dass Leuten irgendwas in den Schoß gelegt bekommen. Für seinen Mut wird man aber meist belohnt.


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